Erfahrungsbericht
Felines Asthma
Notfall: akute Atemnot
Es war im Mai 2024 und erst wenige Wochen her, seit ich sagen konnte, dass sich Tre-C von der großen Not-OP zum Jahreswechsel endlich vollständig erholt hatte und ihr Normalgewicht wieder erreicht hatte. Darüber werde ich aber zu einem anderen Zeitpunkt berichten, da sich inzwischen ein weiterer Notfall ereignet hatte.
Tre-C kam im Juli 2022 gemeinsam mit 3 weiteren Kitten aus dem Tierschutz zu uns. Von Anfang an war sie diejenige, die bei allem „Hier!“ schrie und leider sehr anfällig auf alles Mögliche war.
Nur eine Woche nach ihrem 2. Geburtstag fiel mir auf, dass ihre Atmung plötzlich schneller als normal war und sich auch im Ruhezustand nicht verlangsamte. Wenn man von einer normalen Atemfrequenz von ca. 20 Atemzüge pro Minute ausgeht, so atmete Tre-C für mindestens 3 Katzen! Hinzu kam dann auch noch ein starkes „Pumpen“, ab und zu auch ein Huster. Man hatte das Gefühl, dass jeder einzelne Atemzug zur Anstrengung wurde. Als dann noch ein pfeifendes Atemgeräusch hinzukam, fuhr ich mit ihr in die Tierklinik.
In der Tierklinik wurde sie sofort stationär aufgenommen und in einen Sauerstoffkäfig gesetzt. Nach Röntgen, Blutuntersuchung, Bronchoskopie, broncho-alveoläre Lavage (Lungenspülung), Zytologie, Infusionstherapie und Medikamentengabe durfte ich sie am 3. Tage endlich nach Hause holen.
Diagnose: felines Asthma
Tre-C bekam nun Kortison in Tablettenform, um ihre Bronchien zu erweitern. Zeitgleich wird sie an einen Inhalator gewöhnt, um in Zukunft das Kortison auf diese Weise verabreicht zu bekommen, damit die Nebenwirkungen minimiert werden können.
Am 1. Tag daheim ging es ihr sehr schlecht. Sie verkroch sich und kämpfte um jeden Atemzug. Es tat unendlich weh, tatenlos zusehen zu müssen, wie sie leidet. Sie musste zur Ruhe kommen und es galt abzuwarten, bis die Medikamente endlich ihre Wirkung entfalteten.
Ab dem 2. Tag daheim ging es ihr allerdings schon deutlich besser. Die Atmung war seither wieder viel ruhiger, manchmal sogar im Normalbereich, und das Pumpen war nur mehr selten zu sehen. Lediglich die Hustenanfälle quälten sie noch mehrmals täglich. Auch mit dem Inhalator hatte sie sich noch nicht anfreunden können, aber wir waren ja noch in der Eingewöhnungsphase.
Nach ca. 2 Wochen folgte eine Nachkontrolle in der Tierklinik, denn die Medikamente müssen genau eingestellt werden. Es wurde besprochen, wie das Kortison langsam reduziert und schließlich - sobald die Inhalation funktioniert - ausgeschlichen werden kann.
In den folgenden Wochen setzten wir diesen Plan Schritt für Schritt um, immer in Rücksprache mit der behandelnden Ärztin der Tierklinik. Die Tablettengabe war einfach, da die Pillen sehr klein sind und ziemlich geschmacksneutral sein dürften, sodass sie problemlos mit einem Leckerli verabreicht werden können. Tre-C nahm auch das Inhalieren geduldig hin, auch wenn ich so meine Zweifel hatte, ob es auch wirklich zielführend sein würde.
Schließlich kam der Tag, an dem wir - natürlich in Rücksprache mit der Ärztin - das Kortison absetzten und ganz auf die Inhalation vertrauten.
Nur 3 Tage nach Absetzen der Tabletten und ca. 2 Monate nach Klinikaufenthalt erlitt Tre-C einen bösen Rückfall. Wieder war die Atmung sehr hektisch, wieder dieses schlimme Pumpen. Dieses Mal hatten wir aber bereits die Diagnose und konnten daher schneller handeln. Ich brachte sie in die Tierarztpraxis. Dort bekam sie Kortison in höherer Dosis gespritzt, um eine rasche Wirkung zu erzielen. Zusätzlich versorgten wir sie über mehrere Stunden mit Sauerstoff, bis sich ihr Zustand im Laufe des Tages wieder besserte. Was die Kortisontabletten betraf hieß es allerdings wieder "zurück zum Start", dh sie wurden von da an wieder in der Anfangsdosis verabreicht und wieder langsam und vorsichtig reduziert. Auch wenn wir dieses Mal auf ein komplettes Absetzen verzichteten und zur Sicherheit bei der Minimaldosis blieben, erlitt Tre-C nach weiteren 2 Monaten einen erneuten Rückfall. Dieses Mal konnten wir noch schneller reagieren und nach der Spritze erholte sie sich wieder vollständig - und das Spiel begann wieder von vorne.
Das Gute ist, dass man mit seinen Aufgaben wächst und immer schneller und besser reagieren kann. Während ich beim 1. Anfall noch nicht einmal wusste, was los war, habe ich heute eine klare Diagnose. Ich bin guter Hoffnung, nun die ideale Dosis herausgefunden zu haben, mit der sie gut leben kann und ihr womöglich weitere Anfälle erspart bleiben. Natürlich ist Kortison mit Vorsicht und immer in der geringstmöglichen Dosis zu genießen, aber ohne geht es in ihrem Fall nicht. Was die Inhalation betrifft mussten wir uns leider nach langer und intensiver Übungsphase geschlagen geben. Es gibt Katzen, bei denen das wirklich gut funktioniert. Tre-C allerdings bekam regelrecht Panikattacken, wenn die Maske zu nahe an ihr Gesicht kam, was natürlich gerade in ihrem Fall kontraproduktiv ist, da es während eines Anfalls diesen noch verstärken würde. Allerdings gibt es Studien, die besagen, dass Katzen im Allgemeinen Kortison besser vertragen als wir Menschen und dessen Nebenwirkungen idR nicht in dieser Intensität auftreten. Selbstverständlich ist das bei jeder Katze individuell.
Dies ist nicht das Ende der Geschichte. Asthma ist nicht heilbar. Tre-C wird nun ein Leben lang Medikamente brauchen, um das Normalste der Welt tun zu können, nämlich zu ATMEN!